Dortmunder Kaufleute im 14. Jahrhundert. Tidemann Lemberg, Konrad Bersword und Heinrich Sudermann in England, Köln und Antwerpen

Fertigstellung: voraussichtlich 2022/2023

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind Tidemann Lemberg und Heinrich Sudermann aus Dortmund in der Forschung immer wieder als erfolgreiche Hansekaufleute im englisch-flandrischen Wollexport, Kreditgeber und fromme Stifter in Antwerpen und Köln beschrieben worden. Sie sind jedoch nicht auf den Hansischen Tagfahrten („Hansetagen“) und nur selten in den Kontoren nachzuweisen. Tidemann Lemberg soll Äldermann gewesen sein und Heinrich Sudermann in Antwerpen eine Handelsgesellschaft geleitet haben – Beweise existieren nicht. Hingegen ist Konrad Bersword in der Forschung bisher unbeachtet geblieben: Nach einer kurzen Episode im englischen Wollhandel ist er als Dortmunder Ratsherr und Äldermann Brügger Kontor belegt. Gemeinsamkeiten zeigen sich nicht nur in der Dortmunder Herkunft, sondern auch in den teils sehr umfangreichen Memorialstiftungen für die Kölner Kartause St. Barbara.
Viele Mythen, Halbwahrheiten und Spekulationen ranken sich um die Fernkauflaufleute des 14. Jahrhunderts, als die Hanse auch politisch Form annahm. Grund genug, um die Quellen im Spiegel der aktuellen Hansegeschichtsforschung zwischen personenzentrierten („Herren der Hanse“) und organisationswissenschaftlichen Ansätzen genauer zu betrachten:

  • Wer waren die drei Fernkaufleute?
  • Welchen Einfluss hatten sie als Dortmunder auf die Hanse?
  • Welche Kreise und Personengruppen waren für sie prägend – welche prägten sie?
  • Welche Aufgabe hatten ihre häufig karitativ-orientierten Memorialstiftungen außerhalb Dortmunds? Lassen sich auch in den menorialen Stiftungen hansische Spuren finden?

Methodischer Ansatz

Die Promotion nähert sich den drei Fernkaufleuten akteurs-zentriert, da prosopographische Ansätze zur Analyse von Gemeinsamkeiten neigen – der spezifische Blick auf die ökonomischen, sozialen und kulturellen Handlungen soll jedoch die Eigenheiten und regionalhistorischen Spezifika sowie Bedeutungen in Köln, Dortmund und Antwerpen in den Blick nehmen. Ihre memorialen Stiftungen weisen einerseits erhebliche Unterschiede auf, andererseits finden sich in den Stiftungen für die Kölner Kartause auffällige Parallelen. Nur Heinrich Sudermann ließ sich dort auch beisetzen – dieses ist erklärungsbedürftig. Anhand einer heterogenen Quellenzusammenstellung können die oben genannten Bedeutungsdimensionen ihrer ‚Lebensform‚ (Arno Borst) lokalhistorisch dargestellt und mit Bezug auf verschiedene ‚Gruppen‚ (Otto-Gerhard Oexle) analysiert werden. Dabei bildet auch die in der Forschung derzeit umstrittene Form „der Hanse“ eine wichtige Grundlage.

Quellengrundlage

  • Calendar of the Close Rolls preserved in the Puhlic Record Office (London)
  • Calendar of the Patent Rolls preserved in the Public Record Office (London)
  • Dortmunder Urkundenbuch
  • Hansisches Urkundenbuch
  • Hanserezesse
  • liber benefactorum der Kölner Kartause St. Barbara
  • liber benefactorum der Trierer Kartause St. Alban
  • Karl Kunze, Hanseakten aus England. 1275 bis 1412, Hamburg 2013.

Literatur

  • Volker Henn, Tidemann Lemberg – ein Dortmunder Hansekaufmann des 14. Jahrhunderts, in: Detlef Kattinger u.a. (Hrsg.), Akteure und Gegner der Hanse. Zur Prosopographie der Hansezeit, Weimar 1998, S. 37-51.
  • Carsten Jahnke, Die Hanse, Stuttgart 2014.
  • Günter Knippenberg, Das Patriziergeschlecht der Berswordt und Dortmund, in: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark, Jg. 52 (1955), S. 5-107.
  • Bruno Meyer, Die Sudermanns aus Dortmund. Ein hansisches Kaufmannsgeschlecht, in: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark, Jg. 38 (1930), S. 1-77.
  • Thomas Schilp, Dortmund als Hansestadt, in: ders. U.a. (Hrsg.), Dortmund und die Hanse. Fernhandel und Kulturtransfer, Bielefeld 2012, S. 57-94.
  • Luise von Winterfeld, Tidemann Lemberg. Ein Dortmunder Kaufmannsleben aus dem 14. Jahrhundert (Hansische Volkshefte, 10), Bremen 1927.